Die letzten Tage ich meine verfügbare Zeit damit verbracht, mir Barbarians of Lemuria durchzulesen. Ich kannte das Spiel vor dem Erwerb auf der Spielemesse nur vom Namen her, aber weil ich ein großer Fan von Howard, Moorcock und Leiber bin, fiel mir die Kaufentscheidung leicht – zudem es meines Wissens nach momentan kein anderes deutschsprachiges Sword & Sorcery Rollenspiel in Printform gibt.
Was soll ich sagen... ich bin begeistert! Die Übersetzung finde ich im Große und Ganzen sehr gelungen und auch wenn ich am Anfang über die Verwendung des Wortes „Sagas“ gestolpert bin wurde mir nach kurzem Nachdenken klar, warum das so benutzt worden ist. Davon abgesehen liest sich das Buch aber eigentlich sehr rund und stimmig. Daumen hoch für die gelungene, stimmungsvolle Übersetzung!
Die Charaktererschaffung mit dem Laufbahnensystem finde ich, gemessenen an dem zu emulierenden Genre, geradezu genial! Mir gefällt sehr, dass die Laufbahnen einem quasi ein loses, Klassen-artiges Konstrukt geben, an dem man sich entlang hangeln kann (etwas, was mir bei Rollenspielen immer sehr hilft), aber man trotzdem so gut wie absolute Freiheiten hat. Keine Fertigkeitenlisten, kein Herumrechnen mit Generierungspunkten oder dergleichen, ein sehr eingängiges System mit Gaben und Schwächen basierend auf der Herkunftsregion... da kommen einem direkt dutzende Ideen für potentielle Charaktere.
Das Regelsystem finde ich ebenfalls sehr schick und vom Lesen her vermute ich, dass es die schnelle Action des Genres sehr gut einfangen dürfte. Und das System dürfte auch einfach genug sein, dass selbst unerfahrene oder wenig an Regeln interessierte Spieler es schnell beherrschen können. Einfach 2W6 + Modifikatoren gegen eine Schwierigkeit von 9 – immer, egal ob im Kampf, beim Klettern oder bei wilden Verfolgungsjagden.
Beim Setting hatte ich zu Beginn den Eindruck, dass es sich halt um ein klassisches Sword & Sorcery Setting im Stile eines Hyborien handeln würde, doch je weiter man im Buch liest, desto deutlicher wird, dass das Setting auch viele kleine Details enthält, welche die Welt wirklich einzigartig werden lassen (Keine Pferde! Triceratopse als Maultier-Ersatz! Generell nur wenige Säugetiere! Luftschiffe in einer der Städte!).
Die Optik ist über alle Zweifel erhaben, gerade durch die Tatsache, dass ein einziger Zeichner für alle Innenillustrationen eingesetzt worden ist, entsteht ein in sich sehr stimmiger und professioneller Eindruck. Das Cover hingegen ist nicht ganz so mein Ding – handwerklich gut, aber irgendwie gefällt mir der Stil einfach nicht sonderlich.
Was bisher noch fehlt sind Charakterbögen zum Download. Auch eine digitale Version der Karte wäre nett. (Sollte es davon schon etwas online geben, würde ich mich über einen Hinweis dazu sehr freuen.)
Alles in allem ein wirklich fantastisches Buch und ich kann kaum erwarten, es mal probezuspielen. Zuschlagen!